tracks of salt II nimmt das Individuum aus seiner Vereinzelung heraus. Die figürlichen Formen, zuvor voneinander distanziert, rücken nun näher zusammen. Sie stehen nebeneinander, haben an Größe gewonnen. Sie sind verbunden durch eine Art geteilten Raum, dennoch von einander getrennt durch die weiße Linie. Die Isolation, die tracks of salt I noch prägte, ist hier zugunsten eines fragilen, aber spürbaren Aufeinanderzubewegens aufgehoben.

Zentrales visuelles Element ist der dunkle Kreis mit den vertikalen Linien, der in diesem Bild stärker verwoben ist: Er wird durchzogen von der geschwungenen weißen Linie, die das Werk mit tracks of salt I verknüpft: als grafisches Bindeglied zwischen den beiden Bildern, aber auch als metaphorische Brücke. Diese Linie durchkreuzt Systeme, schafft Verbindung, rahmt ein und öffnet zugleich. Sie wirkt wie eine Bewegung, die trennen und zusammenhalten kann, wie Kommunikation, Erinnerung oder ein unsichtbares Band zwischen Individuen.

Die Komposition wirkt insgesamt offener, fast kommunikativer. Der Bildraum wird dichter, durchdrungener, nicht nur durch die figürlichen Elemente, sondern auch durch die kleineren gestischen Setzungen: schwarze Tupfer, wie tanzende Schwärme oder diffuse Cluster. Sie wirken auf den ersten Blick spielerisch, sind aber mehr als Ornament. Vielleicht stehen sie für Gedanken, soziale Felder, Atmosphären. Sie bevölkern den Raum zwischen den Figuren, geben ihm Tiefe und Lebendigkeit, als Ausdruck dessen, was zwischen Menschen mitschwingt: Stimmungen, Erwartungen, kleine Reibungen oder gemeinsame Bewegungen.

tracks of salt II denkt Kollektivität als Prozess: nicht als Auflösung des Einzelnen im Ganzen, sondern als Möglichkeit, gemeinsam in Bewegung zu sein: Durchzogen von Spuren, Erinnerungen und Energien, die sichtbar wie unsichtbar die Oberfläche berühren.